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Kehler Senioren machen sich mit Bierdeckeln fit

Bericht aus der Kehler Zeitung von Hans-Jürgen Walter
Fotos: Erwin Lang

Trainer Erich Essig zeigt bei einer Veranstaltung der Kehler Turnerschaft Senioren „Übungen für Körper und Geist“. Dabei verblüffte die Teilnehmer, wie wenig es braucht, um fit zu bleiben.

Kehl: Passiv bequem im Sessel vor dem Fernseher sitzen und einfach nur das Programm konsumieren, das ist vorbei. Jedenfalls für die über 100 Teilnehmer bei der Veranstaltung der Kehler Turnerschaft (KT) für Senioren. „Lebenslang fit und selbstständig bleiben“ – wie das geht, das vermittelte Erich Essig in Theorie und Praxis.

Ein Bierdeckel. Der soll helfen, fit zu bleiben? Die Besucher in der vereinseigenen KT-Jahnturnhalle waren verblüfft darüber, dass es gar nicht viel braucht, um die Leistungsfähigkeit bis ins hohe Alter zu erhalten. Und als „Sportgerät“ reichen ganz einfache Dinge des Alltags. Neben dem Bierfilz waren es an diesem Samstagnachmittag ein Bambusstab und ein Luftballon.

„Es ist wichtig, dass man im Alter etwas für sich tut“, eröffnete KT-Vorsitzende Petra Langenecker die Veranstaltung. Deshalb biete der Verein über das Sportangebot hinaus solche Mitmachaktionen an. Für dieses Engagement ist die KT Ende 2022 vom Badischen Turnerbund (BTB) mit dem Gütesiegel „Seniorenfreundlicher Turn- und Sportverein“ ausgezeichnet worden.

Übungsleiter Erich Essig und KT-Vorsitzende Petra Langenecker demonstrieren einfache Übungen mit dem Luftballon.

Botschafter des Sports

„Die KT will ihren Beitrag dazu leisten, dass Senioren, so lange es geht, in ihren eigenen vier Wänden zurechtkommen“, sagte die unter anderem für diese Altersgruppe zuständige Ansprechpartnerin Katja Spitznagel. Sie stellte den Referenten Erich Essig aus Bühl vor: pensionierter Sportlehrer, Referent im Seniorenbereich des Badischen Turner-Bunds (BTB) und als Referent in Reha-Kliniken und Krankenhäusern unterwegs.

Agil und alert zugleich ist er. Kraft, Ausdauer, Beweglichkeit und Koordination versuchte Erich Essig seinem Publikum mit Humor gespickt näherzubringen. Zum Mitmachen ließen sich die Besucher nicht lange bitten. „15 Minuten am Tag reichen“, ermunterte der ausgebildete Tai-Chi-Lehrer zum Training daheim. An diesem Nachmittag waren sogar alle mehr als eine gute Stunde voller Begeisterung dabei, nachdem sie in einem illustrierten Vortrag in die „Übungen für Körper und Seele“ eingeweiht worden waren.

Individuelle Geräte

In diesem Jahr ist Erich Essig 80 Jahre alt geworden. Ein Alter, das man ihm beileibe nicht anmerkt, obwohl er eine schwere Zeit durchlebt hatte. Corona mit multiplem Organversagen hatte ihn vor zwei Jahren körperlich nahe an den Nullpunkt gebracht, verriet er. „Aber Not macht erfinderisch.“ Seine Erfahrungen als Sport- und Tai-Chi-Lehrer hätten ihn dazu inspiriert, ein individuelles Trainingsgerät zu entwickeln: den „Silber-Swing-Stab“.

Das Gerät kann individuell zugeschnitten werden. Nach Kehl mitgebracht hatte Erich Essig zwei Stäbe von je einem Meter Länge und einmal zwei Kilo und einmal 800 Gramm schwer. Jeder konnte sie ausprobieren. Den Stab an den beiden Enden mit den Händen greifen und dann hin- und herschwingen, wie eine Schiffschaukel. Je langsamer, desto besser, und das auf zahlreiche verschiedene Arten. „Es geht auch mit einem Bambusstab, den man im Baumarkt bekommt“, sagt der Trainer. Alles, was er mache, habe er aus Asien mitgebracht. Daher gelte für fast alle Übungen: bei Bewegungen, die vom Körper wegführen, ausatmen, bei Bewegungen zum Körper hin einatmen.

Mit Schwung

Wie man mit Schwung gegen Beschwerden in Beinen und Gelenken vorgehen kann, zeigte Erich Essig mit dem fast schon genialen „Fußgymbrett“. Das ist ein etwa drei Zentimeter dickes Brett, eine wenig breiter als ein Schuh. Auf- und absteigen, mal rechts, mal links beginnend, hilft schon. Bei einer Übung stellt man sich mit einem leicht gebeugten Bein auf das Brett, das andere Bein wird locker hin und her geschwungen.

Wie alle gezeigten Übungen wirke das beispielsweise gegen Arthrose. Auch Demenzkranke könnten sie ausgeführt, so Erich Essig. Wie die Übung mit dem Luftballon, der statt des Taiji-Balls genommen werden kann. Hände und Beine werden einbezogen.

Training für die Finger

Besonders faszinierte jedoch der Bierdeckel, oder in diesem Fall der Gesundheitsuntersetzer. Sein Einsatz kann bei einem Mausarm, Mausfinger oder Karpaltunnelsyndrom helfen. Man hält den Bierdeckel in beiden Händen mit den Fingern, drückt leicht, dreht ihn im und gegen den Uhrzeigersinn, lässt ihn zwischen den Fingern wandern oder schwingt den Deckel haltend die Arme in unterschiedlichster Art. Auch den Füßen und Beinen kann der Bierdeckel Gutes tun.

„Herr Essig hat das Prädikat wertvoll verdient“, lobte eine betagte Teilnehmerin. „Jetzt wissen wir“, fügte sie hinzu, „was wir vor dem Fernseher machen sollen.“ Vorsitzende Langenecker fasste zusammen: „Wir nehmen alle etwas mit nach Hause oder für die Pause im Betrieb oder auch für die Kaffeepause.“ Und was die KT ihren Anhängern wünscht, das hatte Katja Spitznagel auf die Bierdeckel drucken lassen, von denen jeder Teilnehmer zwei mitnehmen durfte: „Bleib gesund, halte Dich fit!“

„Bleib gesund, halte Dich fit“ Dieser Wunsch ist auf den Bierdeckeln aufgedruckt, die ideal sind für Fingerübungen. Alle Teilnehmer durften sie mit nach ‚Hause nehmen.

Quelle: 22. Oktober 2024 – Von Hans-Jürgen Walter
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Fotos: Erwin Lang